Um eine schöne Silhouette zu erhalten sind einige Dinge zu beachten.
Zuerst wählen wir natürlich den gewünschten Aufnahmeort und das entsprechende Motiv aus. Bei unbewegten Motiven wie Gebäuden, markanten Bäumen o.ä. lohnt es sich, die Situation schon bei Tageslicht auszukundschaften und die Perspektive zu prüfen. Dabei ist natürlich die genaue Position des Sonnenaufgangs zum Aufnahmezeitpunkt zu beachten.
Markanter Solitär-Baum mit Schlangenadler, Masai Mara Nationalreservat |
Menschen kann man zudem bei Bedarf eventuell noch umdirigieren und entsprechend in Position stellen, was sehr praktisch sein kann ;). Bei anderen bewegten Motiven wie z.B. den wilden Tieren der afrikanischen Savanne, ist das schon schwieriger. Da arbeitet man meist mit dem, was der Zufall bietet. Allerdings kann (oft muss) man natürlich auch dann noch seine Position entsprechend anpassen.
In jedem Fall gilt natürlich, dass sich eine schöne Silhouette nur vor der Lichtquelle, d.h. in unserem Fall vor dem Himmel mit der direkt oder fast direkt hinter dem Objekt aufgehenden Sonne ergibt. Das nachstehende Bild eines Nilpferds zeigt ein Beispiel, wo die kurzen Beine des Nilpferds eben keine "schöne" und vor allem keine wirklich eindeutige Silhouette entstehen lässt.
Dafür hätte es bestenfalls genau auf der Horizontlinie laufen müssen. Und / oder längere Beine haben, wie z.B. die Elefanten im Bild unten.
Doch auch dieses Bild zeigt eine weitere "Tücke des Objekts": Während die beiden ausgewachsenen Elefanten wiedererkennbare Silhouetten bieten, sieht das links stehende Elefantenbaby eher nach einer (kleineren) dunklen Masse aus. Und die kleinen "Maulwurfshügel" und Grasbüschel als "Zugabe" rechts im Bild sind auch Geschmacksache ...
Wenn die Sonne schon etwas höher oder das Objekt zu niedrig unter dem Horizont steht, oder natürlich auch, um eine ganz andere Bildkomposition zu erreichen, kann man natürlich auch einen anderen Weg wählen, wie bei dem Elefanten rechts. Durch die bereits hoch stehende Sonne ist hier bei sonst ähnlichen Belichtungswerten (siehe unten) ganz einfach viel mehr Licht vorhanden, um auch den Vordergrund schon besser auszuleuchten. Eine reine Silhouetten-Aufnahme wäre außerdem hier unmöglich gewesen, da der Elefant vor dem Horizont "verschwunden" wäre.
Gegen das Licht und sogar direkt in die Sonne zu fotografieren hat seine Tücken. Allerdings können wir diese für unsere Zwecke nützen und z.B. sehr schöne Silhouetten erzeugen.
Da die entsprechenden Algorithmen der Kamera aber auf einer "Normsituation" beruhen, der unsere gewünschte Silhouette ganz und gar nicht entspricht, wollen wir im vorliegenden Fall gewissermassen ein technisch "fehlerhaftes" Bild produzieren. Wir müssen daher die Kamera "überlisten":
Hierzu unterbelichten wir bewusst und stellen daher die entsprechende Funktion auf einen negativen Wert von z.B. -1 oder manchmal sogar -2 Blendenstufen. Der genaue Wert lässt sich bei hochwertigen Kameras noch genauer (meist in Drittel-Stufen) steuern und hängt von der Situation, der Brennweite und dem Stand der Sonne ab. Herausfinden lässt er sich am Besten durch ... ausprobieren und regelmässige Kontrolle der Bilder am Bildschirm, auch während der Aufnahmeserie. Er wird sich im Laufe der Sekunden vor bis nach dem eigentlichen Sonnenaufgang verändern und muss dann gegebenenfalls immer wieder nachgestellt werden.
Scharf gestellt wird entweder manuell oder mit Autofokus (kann gegen die Sonne schwer und sogar unmöglich werden) auf das Objekt, das als Silhouette erscheinen soll.
Wenn man das nicht tut entstehen unscharfe Silhouetten, die auch ihren Reiz haben können oder mit etwas Glück (wie die Vögel im Bild rechts) so klein sind, dass es nicht auffällt ;) ...
Bei den folgenden Bildern handelt es sich, wie unschwer zu erkennen ist, um eine die gleiche Herde von Topi (Leier-) Antilopen. Die Aufnahmen liegen nur wenige Sekunden auseinander und zeigen (fast) den gleichen Ausschnitt und sind unbearbeitet so, wie sie aus der Kamera gekommen sind.
Beide wurden mit einer Canon EOS 7D mit einem Canon EOS 100-400 f/4.5-5.6 L IS USM-Objektiv bei 400mm Brennweite, ISO100 und einer Blende f/9.0 aufgenommen. Der wesentliche Unterschied: die erste (hellere) Szene wurde für 1/50, die zweite (dunklere) für 1/500 Sekunde belichtet. Ausserdem habe ich bei der ersten Aufnahme eine Unterbelichtung von 2/3, bei der zweiten eine Unterbelichtung von 1 1/3 Blenden gewählt.
Geschmacksache ist auch die Wahl des Bildausschnitts. Als Beispiel habe ich hier dieselbe Szene noch einmal mit einer Brennweite von 100mm aufgenommen.
Ich persönlich mag es, entgegen "allgemeiner" Regeln vom Goldenen Schnitt o.ä., bei solchen Bildern nur einen minimalen schwarzen Rand am unteren Ende zu lassen. Das lässt einfach viel mehr Raum für den Himmel und die Farbenspiele der Sonne in den Wolken, die ich viel interessanter finde, als den uniformen schwarzen Boden.
Gerne spiele ich auch mit der Formatausrichtung und mache Landschaftsaufnahmen immer wieder mal im Hoch- statt dem klassischen und angemesseneren (?!) Querformat. Ich lade jeden ein, die beiden Beispielbilder derselben Sonnenaufgans-Szene unten auf die individuelle (und jedenfalls unterschiedliche!) Bildwirkung zu analysieren und zu vergleichen.
Sonnenaufgänge sind und bleiben für mich eines der vielen faszinierenden Themen in der Fotografie. Und wenn's dazu auch noch schön ist und gefällt ... ;)