Sonntag, 31. März 2013

Magische Sonnenaufgänge, Teil 2 und Foto-Tipps

Weil's so schön ist, hier noch einige weitere Sonnenaufgänge sowie einige Foto-Tipps :
Um eine schöne Silhouette zu erhalten sind einige Dinge zu beachten.

Zuerst wählen wir natürlich den gewünschten Aufnahmeort und das entsprechende Motiv aus. Bei unbewegten Motiven wie Gebäuden, markanten Bäumen o.ä. lohnt es sich, die Situation schon bei Tageslicht auszukundschaften und die Perspektive zu prüfen. Dabei ist natürlich die genaue Position des Sonnenaufgangs zum Aufnahmezeitpunkt zu beachten.

Markanter Solitär-Baum mit Schlangenadler, Masai Mara Nationalreservat

Menschen kann man zudem bei Bedarf eventuell noch umdirigieren und entsprechend in Position stellen, was sehr praktisch sein kann ;). Bei anderen bewegten Motiven wie z.B. den wilden Tieren der afrikanischen Savanne, ist das schon schwieriger. Da arbeitet man meist mit dem, was der Zufall bietet. Allerdings kann (oft muss) man natürlich auch dann noch seine Position entsprechend anpassen.

In jedem Fall gilt natürlich, dass sich eine schöne Silhouette nur vor der Lichtquelle, d.h. in unserem Fall vor dem Himmel mit der direkt oder fast direkt hinter dem Objekt aufgehenden Sonne ergibt. Das nachstehende Bild eines Nilpferds zeigt ein Beispiel, wo die kurzen Beine des Nilpferds eben keine "schöne" und vor allem keine wirklich eindeutige Silhouette entstehen lässt.

Nilpferdbeine sind erstaunlich lang, wenn diese schwerfällig aussehenden
 Tiere (übrigens überraschend schnell und fast schon elegant) laufen. Aber wenn sie
dabei "unter dem Horizont" sind, bleibt nur noch eine dunkle Masse
ohne großen Wiedererkennungswert übrig.

Dafür hätte es bestenfalls genau auf der Horizontlinie laufen müssen. Und / oder längere Beine haben, wie z.B. die Elefanten im Bild unten.


Doch auch dieses Bild zeigt eine weitere "Tücke des Objekts": Während die beiden ausgewachsenen Elefanten wiedererkennbare Silhouetten bieten, sieht das links stehende Elefantenbaby eher nach einer (kleineren) dunklen Masse aus. Und die kleinen "Maulwurfshügel" und Grasbüschel als "Zugabe" rechts im Bild sind auch Geschmacksache ...


Wenn die Sonne schon etwas höher oder das Objekt zu niedrig unter dem Horizont steht, oder natürlich auch, um eine ganz andere Bildkomposition zu erreichen, kann man natürlich auch einen anderen Weg wählen, wie bei dem Elefanten rechts. Durch die bereits hoch stehende Sonne ist hier bei sonst ähnlichen Belichtungswerten (siehe unten) ganz einfach viel mehr Licht vorhanden, um auch den Vordergrund schon besser auszuleuchten. Eine reine Silhouetten-Aufnahme wäre außerdem hier unmöglich gewesen, da der Elefant vor dem Horizont "verschwunden" wäre. 
Gegen das Licht und sogar direkt in die Sonne zu fotografieren hat seine Tücken. Allerdings können wir diese für unsere Zwecke nützen und z.B. sehr schöne Silhouetten erzeugen.

Da die Sonne schon über dem Horizont war, sind diese Streifengnus
völlig überstrahlt. Mir gefällt der Effekt allerdings, weshalb ich eine
ganze Serie davon gemacht und die Gnus auch bewusst ganz an
den oberen Bildrand gedrückt habe. Hierdurch entsteht, zusammen mit dem
ebenfalls überstrahlten Vordergrund, eine ganz eigene Bildathmosphäre.  

Ohne auf alle technische Details und Erklärungen einzugehen, müssen wir noch einige Kamera-Einstellungen vornehmen. Diese dienen im Wesentlichen dazu, die vielen Automatismen der modernen digitalen Kameras (egal ob Spiegelreflex (DSLR) oder Kompakt) zu überlisten. Denn diese versuchen automatisch die Lichtausbeute zu optimieren und verhindern idealerweise, dass wir ein "typisches" Bild durch "falsche" Einstellungen "versauen".

Da die entsprechenden Algorithmen der Kamera aber auf einer "Normsituation" beruhen, der unsere gewünschte Silhouette ganz und gar nicht entspricht, wollen wir im vorliegenden Fall gewissermassen ein technisch "fehlerhaftes" Bild produzieren. Wir müssen daher die Kamera "überlisten":

Hierzu unterbelichten wir bewusst und stellen daher die entsprechende Funktion auf einen negativen Wert von z.B. -1 oder manchmal sogar -2 Blendenstufen. Der genaue Wert lässt sich bei hochwertigen Kameras noch genauer (meist in Drittel-Stufen) steuern und hängt von der Situation, der Brennweite und dem Stand der Sonne ab. Herausfinden lässt er sich am Besten durch ... ausprobieren und regelmässige Kontrolle der Bilder am Bildschirm, auch während der Aufnahmeserie. Er wird sich im Laufe der Sekunden vor bis nach dem eigentlichen Sonnenaufgang verändern und muss dann gegebenenfalls immer wieder nachgestellt werden.

Scharf gestellt wird entweder manuell oder mit Autofokus (kann gegen die Sonne schwer und sogar unmöglich werden) auf das Objekt, das als Silhouette erscheinen soll.

Wenn man das nicht tut entstehen unscharfe Silhouetten, die auch ihren Reiz haben können oder mit etwas Glück (wie die Vögel im Bild rechts) so klein sind, dass es nicht auffällt ;) ...






Bei den folgenden Bildern handelt es sich, wie unschwer zu erkennen ist, um eine die gleiche Herde von Topi (Leier-) Antilopen. Die Aufnahmen liegen nur wenige Sekunden auseinander und zeigen (fast) den gleichen Ausschnitt und sind unbearbeitet so, wie sie aus der Kamera gekommen sind.


Beide wurden mit einer Canon EOS 7D mit einem Canon EOS 100-400 f/4.5-5.6 L IS USM-Objektiv bei 400mm Brennweite, ISO100 und einer Blende f/9.0 aufgenommen. Der wesentliche Unterschied: die erste (hellere) Szene wurde für 1/50, die zweite (dunklere) für 1/500 Sekunde belichtet. Ausserdem habe ich bei der ersten Aufnahme eine Unterbelichtung von 2/3, bei der zweiten eine Unterbelichtung von 1 1/3 Blenden gewählt.




Das Ergebnis: die zweite, kürzer und zudem stärker unterbelichtete Aufnahme ist deutlich dunkler, da viel weniger Licht auf den Sensor fallen konnte.  Welche besser gefällt ist Geschmacksache und zeigt die Gestaltungsmöglichkeiten des Fotografen auf.

Geschmacksache ist auch die Wahl des Bildausschnitts. Als Beispiel habe ich hier dieselbe Szene noch einmal mit einer Brennweite von 100mm aufgenommen.


Ich persönlich mag es, entgegen "allgemeiner" Regeln vom Goldenen Schnitt o.ä., bei solchen Bildern nur einen minimalen schwarzen Rand am unteren Ende zu lassen. Das lässt einfach viel mehr Raum für  den Himmel und die Farbenspiele der Sonne in den Wolken, die ich viel interessanter finde, als den uniformen schwarzen Boden.


Gerne spiele ich auch mit der Formatausrichtung und mache Landschaftsaufnahmen immer wieder mal im Hoch- statt dem klassischen und angemesseneren (?!) Querformat. Ich lade jeden ein, die beiden Beispielbilder derselben Sonnenaufgans-Szene unten auf die individuelle (und jedenfalls unterschiedliche!) Bildwirkung zu analysieren und zu vergleichen.




Ich finde es jedenfalls immer wieder hochspannend, mich bei jeder neuen Szene mit dem Motiv und den mir zur Verfügung stehenden fotografischen Mitteln auseinander zu setzen und, sofern dies möglich ist (und z.B. Tier und Sonne an Ort und Stelle bleiben), zu experimentieren.

Sonnenaufgänge sind und bleiben für mich eines der vielen faszinierenden Themen in der Fotografie. Und wenn's dazu auch noch schön ist und gefällt ... ;)


























Magische Sonnenaufgänge, Teil 1


Sonnenauf- und untergänge sind immer wieder beliebte Gelegenheiten für stimmungsvolle Fotos.
Mit etwas Verständnis für die „richtigen“ Einstellungen der Kamera, ein wenig Übung und natürlich auch einem Quentchen Glück und dem Motiv lohnt sich das frühe Aufstehen.

Kitsch oder einfach nur schön, das wird jeder für sich selbst entscheiden müssen. Mir jedenfalls macht diese allmorgendliche „Übung“ immer wieder viel Spass. Sie beginnt meist mit der Suche nach einem geeigneten Motiv, das sich als Silhouette im Sonnenaufgang stimmungsvoll darstellen lässt.

Viel Vergnügen bei einer kleinen Auswahl meiner Lieblings-Sonenaufgänge aus dem Masai Mara-Nationalreservat ...

Der "Klassiker" : Eine Tiersilhouette im Morgenlicht, hier ein Zebra.

Eine Variante mit bewusster Überstrahlung. Streifengnus im Morgenlicht.


Viva Espana ? Nun ja, verwandt ist das Gnu schon mit dem Stier ...


Entgegen der klassischen Regel der Landschaftsfotografie fotografiere
ich Landschaften gerne immer wieder auch im Hochformat. Gerade wenn
es interessante Wolkenformationen gibt ...

Unsere "Kollegen" fahren in einer Staubwolke vorbei ...

Auch das klassische Panorama-Format soll natürlich nicht fehlen.


In der Masai Mara gar nicht so einfach: Elefanten am frühen Morgen am Horizont zu erwischen.
Mit etwas Geduld klappt's dann irgendwann doch noch.
Variation: Mama Elefant mit Baby Elefant :)


Und dann die ganze Familie ... ein seltener Anblick, denn die Bullen (ganz hinten) sind sonst meist
als Einzelgänger bzw. in kleinen "Männergruppen" unterwegs.

Und weil's so schön ist gibt es demnächst auch eine Fortsetzung ;)



Dienstag, 26. März 2013

Die „Große Tierwanderung“ (Teil 4)


Bis ...

… bis die ersten Tiere sich im wahrsten Sinne der Wortes in die Fluten stürzen.

Plötzlich kommt Unruhe und Bewegung in die gesamte Herde.

Dann gibt es kein Halten mehr, ein Tier nach dem anderen folgt dem Strom seiner Vorgänger …












Wie an einer (oder oft auch mehreren parallelen) Perlenschnur(en) gezogen versuchen die Gnus und Zebras laufend oder schwimmend, trittsicher oder strauchelnd das andere Ufer zu erreichen.





Dabei werden manche (übrigens erstaunlich wenige angesichts der Masse) abgetrieben, stolpern, stürzen und ertrinken oder werden von den wartenden Krokodilen gepackt und unter Waser gezogen. Doch viele Tiere fangen sich auch wieder und kommen einige Meter flußabwärts wieder auf die Beine und schaffen es doch noch bis zum rettenden Ufer.



Die von der oft langen Wartezeit zuweilen etwas gelangweilten Beobachter in den Safari-Jeeps explodieren geradezu und machen sich zunächst eifrig daran, die Szene auf die Speicherkarten ihrer Digitalkameras zu bannen. Der Lärm der wassertretenden Gnus wird daher zu Beginn vom Klicken der Kameras und den zunächst zahlreichen Kommentaren der Safari-Gäste begleitet.


Doch nach wenigen Minuten schweigen meist auch die Kameras der ausdauerndsten Fotografen, und selbst erfahrene Safari-Guides sitzen staunend in ihren Jeeps und verfolgen gebannt und mit offenem Mund das Spektakel.




Am Ende einer Querung, die bei den oft mehrere (zehn-)Tausend Tiere umfassenden Herden durchaus eine oder gar mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann, sind oft nicht nur die Gnus und Zebras, sondern auch die beobachtenden Safari-Gäste völlig fertig von diesem beeindruckenden Spektakel.




Emotionsgeladen und erschöpft geht es dann meistens auf direktem Weg zurück zur Unterkunft, einer entspannenden Dusche und einem guten Essen mit langen Diskussionen über das soeben Erlebte.

Nicht wenige packt spätestens jetzt der Virus und sie denken nur noch an den nächsten Tag und (hoffentlich), die nächste Chance auf die Beobachtung einer neuen Ausgabe dieses einmaligen Naturschauspiels...




Montag, 25. März 2013

Die „Große Tierwanderung“ (Teil 3)



Der vielleicht spektakulärste Teil der Wanderungsbewegung sind die berühmten Flußquerungen, welche insbesondere bei den beiden größten Flüsse Grumeti und Mara besonders spektakulär sind.

Diese im Englischen "Crossings" genannten Querungen finden in aller Regel an einigen wenigen traditionellen Stellen statt, an denen der Zugang zum Fluß für die Gnus wegen der flachen Ufer vergleichsweise leicht und der Wasserstand relativ niedrig ist.

Dicht gedrängt und unschlüssig stehen die Gnus am Ufer des Mara und warten ...



Im Massai Mara Nationalreservat sind die Gnus typischerweise in den Monaten Juli bis September zu finden. In dieser Zeit sind daher Flußquerungen zu erwarten, wobei die möglichen Schwankungen der  Regen- und Trockenperioden Ursache für gewisse Schwankungen im Jahresablauf darstellen können.


Eine gemischte Herde weidender Gnus und Zebras im
Massai Mara Nationalreservat.



Während der Hauptperiode finden sich praktisch täglich größere oder kleinere Gnu- und Zebra-Herden von oft mehreren (zehn-)tausend Tieren an den Übergangsstellen ein.

Eine Gnu-Herde stürmt auf eine der traditionellen
Querungsstellen des Mara-Flusses zu 


Der aufgewirbelte Staub und der Lärm kündigt die Ankunft der Herde
schon von weitem an.



Dennoch ist nie sicher, ob diese Herde auch tatsächlich den Fluß im Laufe des Tages überquert ...

In Ufernähe kommt der gewaltige Strom der Gnus und Zebras meist
zu einem abrupten Stopp.


Unschlüssig stehen die Tiere in Ufernähe und starren auf den braunen Fluß...
Im Gegenteil, für die wartenden Beobachter, die sich hauptsächlich aus (Foto-)Touristen zusammensetzt, kann der Tag schon einmal  s e h r    l   a   n   g   werden, während die Tiere sich dem Wasser immer wieder vorsichtig nähern, eventuell einen Schluck trinken, sich dann wieder entfernen und so weiter und so weiter ...


Manchmal verteilen die Herden sich sogar wieder auf den nahe liegenden Ebenen und nichts scheint vorwärts zu gehen.

Die Gnu-herde hat sich wieder vom Fluß weg in die Ebene bewegt.
Die dichten Galeriewälder zeigen an, wo der Mara-Fluß fließt.
Die Bäume am Horizont sind bereits am anderen Ufer.

Oft kann die kleinste Bewegung im Wasser, z.B. durch ein auftauchendes Nilpferd, die ganze Herde in Angst und Schrecken und zur schlagartigen Flucht verleiten.





Bis …

(Fortsetzung folgt)